13. März 2023 · Johannes

 

Zum Abschluss der praktischen Meisterausbildung muss ein Prüfungsstück geplant und gebaut werden. Dazu gibt es einige Anforderungen und Vorschriften, wie zum Beispiel einen Kulissenauszug zu verbauen – also eine Vorrichtung, mit der man einen Schubkasten komplett herausziehen kann, ohne das er herausfällt. Üblicherweise bestehen solche Auszüge heutzutage aus Metall und werden industriell gefertigt. Man kann sie aber auch handwerklich und komplett aus Holz herstellen. Solche Anforderungen müssen jedenfalls eingehalten werden, ansonsten kann man seinen Gestaltungsideen freien Lauf lassen.

Mein Meisterstück trägt den Namen „golden Oak“ und besteht im Wesentlichen aus drei Materialien: Räuchereiche, Messing und Bisonleder. Die Form ist dabei im Kontrast zu den edlen Materialien sehr schlicht und kubistisch gehalten. So fügt sich das Möbelstück auf Gehrung zusammen und von außen sind keine Schmalflächen sichtbar. Außerdem ist die Maserung umlaufend, weshalb der Eindruck entsteht, der Korpus sei aus einem Stück. Damit das Möbelstück lange in Form bleibt, wurden außerdem alle Korpusteile mittels Gratung fest verbunden, wodurch auch die natürlichen Effekte der Holzverwerfungen reduziert werden. Die Böden sind mit Leder belegt und besitzen einen genuteten Rahmen, der mit Schlitz und Zapfen auf Gehrung verbunden ist. Des Weiteren habe ich die Schubkästen gezinkt, auf Gehrung abgesetzt und sie mit einem Kulissenauszug beweglich gemacht. Eine kleine Besonderheit meiner Auszüge ist die akustische und mechanische Dämpfung durch Filz an den Enden der Laufleisten. Um die Möbelfront optisch clean zu halten, entschied ich mich für ein verdecktes Magnetschloss, welches den unteren Schubkasten mittels Schlüsselkarte verschließbar macht.

Keine Frage, die Planung und der Bau meines Meisterstücks haben mich sehr gefordert und es ist jede Menge Schweiß und Herzblut hineingeflossen. ABER! Es hat sich gelohnt. Und die Prüfungskommission war so begeistert, dass sie mich für den sächsischen Meisterpreis nominiert hat. Vergangene Woche habe ich dann auch endlich meinen Meisterbrief erhalten – ein schöner Abschluss für die intensiven Monate zuvor.